The Ferox Trout.
Wie schafft es eigentlich die Spezies eines Fisches als sagenumwoben und mysteriös zu gelten? Nun, man muss dafür immer schön tief schwimmen, ganz unten, da wo es dunkel und unheimlich ist, in möglichst großen Seen, in abgelegenen Landstrichen, und ab und zu mal wieder auftauchen. Dabei sollte man dann total wild aussehen. Und man sollte möglichst selten und vor allem anders sein als andere Forellen, indem man sich z.B. nicht mit roten und orangefarbenen Flecken schmückt, sondern ausschließlich schwarze trägt. Wenn man diesen Lifestyle dann mit der Ausdauer von etwa 10.000 Jahren hartnäckig verfolgt und dabei auf seine genetische Integrität achtet, dann wird man in gewissen Kreisen so legendär, dass sich selbst Ausnahme-Persönlichkeiten wie z.B. Peter Steele noch eine Scheibe abschneiden könnten (der sicherlich als Ferox Trout wiedergeboren wird, was rein anglerisch betrachtet nicht ganz ohne Reiz wäre).
Ferox: The Aquatic Wolf from the Ice Age
Die Ferox Trout wurde bereits 1835 von Schottischen Zoologen mit dem lateinischen Titel ferox (having the appearance of a wild animal) geadelt. Ähnlich früh erwarb dieser Fisch auch unter Anglern seinen bemerkenswerten Ruf. So erinnert sich etwa Charles St John (1809-1856) mit einigem Respekt an einen Tag beim Ferox-Fischen: “I was crossing Loch Ness alone one evening with my rod at the stern of the boat, with my trolling-tackle on it trailing behind. Suddenly a large trout sized it, and before I could do anything but take hold of my rod he had run out eighty yards of line and bent my stiff trolling rod like a willow.” St John verlor den Fisch. Aber dieser hätte seinen Beitrag zur Imagepflege seiner Art nicht besser leisten können. Wer heute durch Schottland reist und dort zum Fliegenfischen geht, lernt bald etwas über diesen sagenhaften Fisch. Welche abenteuerliche Geschichte uns persönlich mit dieser Forellenart verbindet, könnt Ihr unter „About The Logo“ nachlesen.
Ferox und Naturschutz
Als im Jahr 1985 eine Schottische Whisky Distillery mehrere Angler zu einer einwöchigen Fishing Expedition einlud, wurde zwar kein legendärer Fisch gefangen, dafür aber den Erzählungen nach eine historisch zu nennende Menge Whisky konsumiert und vor allem die „ferox 85 group“ gegründet, die sich bis heute als Zusammenschluss von Fisch-Biologen für den Schutz und die Erforschung speziell der Ferox Trout einsetzt. Da dieser Fisch seit 2008 auf einer roten Liste gefährdeter Tierarten steht, sollte außer zum Zwecke der naturschutzorientierten Forschung nicht gezielt darauf geangelt werden. Wenn dennoch durch einen unglaublich großen Zufall eine Ferox Trout nach Eurer Fliege schnappt, setzt sie vorsichtig zurück. Verzichtet auf das ganze Foto-Gepose, weil es nur unnötig Zeit kostet, auch wenn Euch im Angesicht dieses seltenen Fanges danach zu Mute wäre. Auf dass dieser besondere Fisch noch lange im tiefen, dunklen Wasser sein Unwesen treiben möge.
Wer vertiefend in das Thema einsteigen möchte, findet hier eine sehr empfehlenswerte Einführung und weitere Links:
http://www.wildtrout.org/content/ferox-trout
P.S. Der selbst schon als legendär zu bezeichnende Bruce Sandison hat die Ferox Trout übrigens als „Scotland’s most noble freshwater fish“ bezeichnet. Ein schöner Seitenhieb gegenüber der gelegentlich maßlosen Dünkelhaftigkeit einiger Exklusiv-Strecken-Lachsfischer.