Down the Warnow.
Im letzten Sommer haben wir uns mit den Jungs des WALDEN Magazins gemeinsam aufgemacht, eine der schönsten und weitgehend naturbelassenen Flusslandschaften Norddeutschlands zu erkunden – die Warnow (Thema Fliegenfischen, WALDEN-Ausgabe 2/2016). Unseren kleinen Reisebericht und Infos zum Fluss findet Ihr hier:
Vier Gestalten sitzen entspannt im Schatten einer Weide, als wir mit unserem Wagen auf dem knirschenden Kiesweg am Ufer der Warnow anrollen. Einer von Ihnen trägt einen riesigen Sombrero und bastelt am Objektiv seiner Kamera herum, die anderen sitzen im Schatten ihres Campers. Wenn das nicht die Jungs von WALDEN sind!
Der Spur eines Flusses folgen
Bei der Begrüßung liegt die angenehme Spannung der Ungewissheit in der Luft. Nach einem kurzen Equipment-Check überlegen wir am Steg, wer in welchem Boot fahren wird und wie wir die Route aufteilen. Alles andere lassen wir auf uns zukommen. Harald erkundigt sich, welche Fische beissen werden, wenn sie denn beissen. Eine berechtigte Frage, da zwei Wochen zuvor noch kein Lebenszeichen der Döbel, auf die wir es hier und heute abgesehen haben, zu sehen war. Nachdem alles an Bord verstaut und auch die Fliegenrute von Matthias einsatzbereit ist, die er passend zum Anlass vom Dachboden geholt hat, geht es mit der Karawane von drei Kanadiern flussabwärts.
Bei sonnigem Wetter sichten wir die ersten grossen Fische im glasklaren Wasser, die Aufregung steigt! Matthias ruft rüber: „Der umgefallene Baumstamm im Wasser ist doch der ideale Spot…checkt doch mal, ob hier was geht.“ Wir machen unsere ersten Würfe ins Flachwasser, in dem die Pflanzen der Strömung geschmeidig nachgeben. Malte hält mit seiner Kamera drauf. Plötzlich schiesst ein Döbel aus der Deckung hervor, schnappt sich die Maifliege und zeigt, wie spektakulär es im Drill mit seinesgleichen zugehen kann. Ich muss zugeben, dass dieser Fisch wahrlich nicht der Grösste war, er aber eine sehr entspannende Wirkung auf uns und den weiteren Verlauf der Tour hatte.
Auf der nächsten grossen Wiese machen wir eine Pause, um den Jungs von WALDEN auch mal die Fliegenrute in die Hand zu drücken. Natürlich alles Naturtalente…das versteht sich von selbst! Im Schatten der anderen Uferseite lässt sich während des Einsteiger-Kurses noch der eine oder andere Fisch fangen.
Harald macht den Vorschlag, bei der nächsten Gelegenheit ein kleines Picknick einzulegen. Sein Picknickkorb hält, was er verspricht. Italienisches Landbrot, verschiedenste Salami- und Käsesorten kommen zum Vorschein. Dazu ein kühles Bier und der Tag gehört uns!
Wir schlagen vor, das Lager in einem kleinen Waldstück zu bauen, das in der Nähe liegt. In den lauen Nachmittagsstunden lassen wir uns vorbei an Schafweiden und Biberbauten treiben. Über uns kreisen Rotmilane, als wir unser Ziel in der Dämmerung erreichen. Nach einem Bad geht es mit frischen Kräften ans Werk. Matthias instruiert uns, wie die neuen Schlafhängematten vernünftig platziert werden und Markus baut eine Feuerstelle, während Harald die Zutaten des abendlichen Grills zusammenstellt. Während die Würste vor sich hin brutzeln, wird eine Flasche Rotwein entkorkt und ein bisschen weitergefischt.
Mittlerweile ist der Ehrgeiz bei allen Beteiligten entflammt, wir feilen an den Würfen und die unmittelbare Chance auf einen größeren Fisch treibt uns an. Es bleibt bei ein paar Barschen, die im letzten Licht des Tages auf die Jagd gegangen sind. Am Feuer geben wir noch ein paar Geschichten vom Fliegenfischen und dem Leben zum Besten. In der Hoffnung auf guten Schlaf kriechen wir in unsere Hängematten.
Der Spirit eines neuen Tages
Erstaunlich frisch begegnen wir uns am nächsten Morgen. Der Geruch von frischem Espresso und verbrannten Holz liegt in der Luft. Die Sonne kriecht über die Kronen der Kiefern und macht Lust auf einen neuen Angeltag. Während wir unseren Kaffee schlürfen, stellt uns Harald ein paar Fragen zum Fliegenfischen und notiert unsere Antworten auf seinem Notizblock. Der grösste Reiz am Fliegenfischen besteht für uns neben dem Draußen sein darin, die Fische zu suchen und sich möglichst lautlos zu nähern. Da die Fliegen durch ihr geringes Gewicht nahezu keine Scheuch-Wirkung auf die Fische haben und im Idealfall selbst gebunden wurden, ist das Fliegenfischen schon eine sehr erfüllende und feine Sache. Es ist ein sehr ursprüngliches Gefühl, eine Forelle mit einem Haken, einem Stück Schnur und einer Entenfeder überlisten zu können.
Dazu kommt, dass es neben der Netzfischerei eben die urtümlichste Art des Angelns ist. Natürlich steht über allem der Gedanke, zusammen mit Freunden die Natur zu erleben, die Fliegenrute ist dabei auch gerne das Mittel zum Zweck. Es ist allerdings auch reizvoll, nach einem anstrengendem Tag alleine für ein paar Stunden am Wasser zu sein und zu fischen. Die meditative Seite des Fliegenfischens gepaart mit einer kleinen Portion Überlebensinstinkt trifft bei immer mehr Freunden auf echte Begeisterung.
Selber machen!
Heute steht die kräftige Stromschnelle auf dem Plan, bei der es darum geht, Felsen und Brückenpfeilern auszuweichen. Wir entscheiden uns, das Camp stehen zu lassen, um mit weniger Gepäck unterwegs zu sein und notfalls ein paar trockene Sachen parat zu haben, falls doch jemand kentert. Die Fotoausrüstung wird in wasserfeste Beutel verpackt. Die Boote werden zu Wasser gelassen und es geht hinein, in die grüne Hölle….
Diesen besonders spannenden Teil der Warnow möchten wir Euch hier vorenthalten. Den müsst Ihr selbst erkunden! Und nicht die Fliegenrute vergessen! An einem Sommertag die großen Döbel auf Sicht fangen ist ein Erlebnis.
Wenn Ihr Euch bei erfahrenen Stromschnellen- und Döbelbezwingern Unterstützung in Sachen Anmietung von Kanus, Wahl der richtigen Fliege und dem Auffinden der besten Spots holen wollt, einfach hier melden:
Weitere Infos zur Warnow mit Karten und Beschreibungen findet Ihr hier:
https://www.flussinfo.net/warnow
Und die WALDEN-Ausgabe 2/2016 gibt’s hier:
http://shop.geo.de/geo-magazin/walden/einzelhefte/walden-02-2016.html
Fotos: Malte Joost